wieder auf dem berg: “lebensbogen” 28.-30.7.

immer wieder raunt mal einer hier von den berüchtigten kasseler bergen und vermutlich gehört der dörnberg auch dazu. jedenfalls hat der tapfere deutz den berghoch echt zu schaffen.

es ist heiss, eine art steppe empfängt uns beide rechterhand, links wald mit grossem wanderparkplatz und ganz hinten durch: der lebensbogen komplex mit seiner riesengrossen, sonnenwarmhölzernen caféterrasse. ich wende das gespann und lasse den tapferen deutz noch etwas nachlaufen. zum abkühlen.

und geniesse die wärme, das warme holz der terrasse unter den füssen und die ruhe. ich bin allein am café. und etwas kaputt irgendwie. wohl wieder zu viel auf dem trecker gesessen. nur ein sogenanntes vertrauenscafé ist auf, kaffee aus der grossen pumpkanne und vier stücke schokomöhrenkuchen im glasschrank, ich nehme zwei, irgendwie ist mir danach, kuchentrost. gezahlt wird unkontrolliert in eine offene kiste, das ist das vertrauensding. beim zweiten stück ein schmaler junger mann herein mit minimalistischem blonden  punkschopf, die bestände zu checken, kaffee muss neu. jan, wie ich später weiss, hat mich ankommen gesehen und rät mir fürs bleiben zum grossen wanderparkplatz. und reicht mich dann an carmen weiter, die inzwischen aus einer tür im hintergrund herein ist, zwar einen kurzen blick in richtung weniger. gespann wirft mich ansonsten aber bescheidet, dass sie grad keine zeit hat für den ankömmling, den nicht avisierten, wie ich denke. was mich etwas verstimmt, wie ich ungern zugebe. aber morgen halbzwölf ist sie für mich da.

wieder eine ruhige nacht, mit blick auf den steppengrashügel, auf dem eine menge kühe hin und hertrampeln, ganz verschiedener färbungen, offenbar direkt ein paar herden. hundefreunde ihren meist grossen  tieren auslauf gestatten und am wochenende die seilwinde für den segelflugbetrieb angeworfen wird.

und halbzwölf am morgen stiefel ich, frischgewaschen, die zweihundert meter hoch,  zurück zur caféterrasse. carmen ist pünktlich, zugewandt interessiert, jetzt hat sie wirklich zeit. wir tauschen unsere leben aus, unsere geschichten, auch unsere gemeinschaftsgeschichten, das dauert schon seine zeit und ist spannend. carmen lebt und arbeitet beim lebensbogen und ist mit für das seminargeschäft verantwortlich, macht das, was sie jetzt auch mit mir macht: führt übers gelände, erklärt. wir verschwinden durch die hintergrundstür und hier wird alles sehr gross und  nüchtern, ein professioneller seminarbereich schon so lange. bevor lebensbogen, 2015 erst, übernommen hat. es ist nicht wirklich schön hier, scheint aber gut. und dann in den park hintendran, riesige alte rotbuchen, eichen und wasweissich, alt jedenfalls. andächtigmachend und still, gerade ist kein betrieb. zwei nichtminder nüchterne und mehrstöckige bauten zur unterbringung von ich glaube über 100 teilnehmern, perfekt, ein sehrgrosser vortrags- und veranstaltungsraum noch, spielecken, sitzecken, eben alles da. ich schätze original siebzigerjahre und in den sieben jahren scheint sich noch nicht viel geändert zu haben. muss ja auch nicht. und auch die wiesen sachlich kurz. wie vor jahr und tag.

wir schlendern ein stück den park westwärts und plötzlich ändert sich das bild. es grünt, wuchert, blüht, wächst allüberall, offenbar gelenkt aber hier nichts gestutzt. flache bauten und gartenwirtschaft, kürbis, tomaten, erbsen und wasweissich alles. und alles in besonders gute form gegossen. hier leben die ich glaube 15 genossinnen und genossen zu ebener erde, eines am anderen. carmen mit frank, dem cafébäcker, haben das endstück für sich. auch lebensbogen sucht leute.  ein problem dabei ist sicher die wunderbare lage direkt an der prarie. und eben ab vom schuss. dabei  bietet das tolle gelände, die substantiellen bauten -grosse gebäudeteile sind langfristig und gut noch an das naturparkzentrum habichtswald vermietet- jede menge chancen. aber ist natürlich entsprechend fordernd.

die anderthalb stunden wie im fluge. und carmen lädt mich noch zum gemeinsamen essen mit gemeinsamem ritual ein, es macht spass, die -ich glaube zehn- der wohngenoss:innen kennenzulernen, ein reger austausch am tisch. und dann bringen mich carmen, frank, jenny, joe und ela noch nach hause. was für ein spannender mittag. ganzganz herzlichen dank… ich lerne, dass bescheidenheit und geduld dem eingebildeten wenigerpunkt gut zu gesicht stünde. und sich lohnt. etwas schade ist, dass joe meine vorliebe für y.n. harari garnicht teilt. seufz.