18.9. – 24.9. …die nächste bitte…

eurotopia kennt grosse ökodörfer, kleine kommunen und mini kommünchen, wenn mann so sagen darf. in ein solches führte mich mein weg in die nähe von boitzenburg, das tatsächlich ein piekfeines schloss beherbergt und, wie ich mich von einheimischen belehren lassen musste, boyzenburg gesprochen wird und nicht boozenburg etwa, einem dehnungs -I verpflichtet. however.

es waren frische tage da oben. es gab sonnenzeiten und auch drastische regengüsse. einen solchen erwischte ich just, als ich, mein schild im roten rucksack, etwas ratlos durch das ziemlich trostlose örtchen radelte. mich nicht entscheiden wollte, an trostlosem schloss, auf dem trostlosen kirchberg oder gar dem trostlosen parkplatz zum spiessigen fresstempel den weniger. – bannerträger zu mimen. und enthob mich also einer tatsächlichen entscheidung. ich nutzte das nächstfolgende wolkenloch, um wieder hinaufzufliehen, den berg hinan zum kommuneort. und die entstandene eigene körperwäre im verbund mit dem volatilen sonnenschein zum trocknen meiner durchfeuchteten kluft. bevor die kühle nacht das ganze sehr ungemütlich machen könnte. etwas schade noch, dass sich die kommunemenschen zum abschied nicht aus ihren versteckten behausungen locken liessen. so what. immerhin durfte ich unangemeldet zwei nächte stehn. danke also.
die nächste station in richtung berlin war für mich die kommunität grimnitz, bei eurotopia als christliche gemeinschaft ausgewiesen. ich lass das gespann am weg stehen, gehe zur einfriedung des geländes vor und es empfangen mich ein kläffender kleiner mischlingshund und in seinem gefolge eine durchaus etwas zugeknöpfte dame. sie will mich an eine kommune im hause gegenüber abgeben, die es ungünstigerweise seit ein paar jahren schon nicht mehr gibt. ich sage nein, was ich such ist genau ihre kommunität. und nichts nebendran. sie, zwischen dem nächsten besprechungstermin und dem insistierenden traktorfahrer eingeklemmt, gibt schliesslich nach und lotst mich, hintenrum ums ganze ausladende gebäude, auf einen ruhigen, ja stillen, friedvollen platz.

und folgt dem gespann ums haus. und wird verbindlicher, wird gabriele und lädt noch den erschöpften fahrer zum frühstück, zur andacht ins stattliche haupthaus. am nächsten morgen breitet gabriele, mit verve aber ganz nahbar die lange geschichte der kommunität, ihren vielseitig offenen, aber unbedingt verbandsfernen glauben und ihr grosses engagement für geflüchtete vor mir aus, während ich ausdauernd ihren schmusigen gasthund kraule. die gemeinsame andacht verbietet sich -durchaus leider- aus gründen meines fundamentalen unglaubens, was aber keinen abbruch tut. inzwischen ist mitbewohner eckart behände beim ausdünnen des unterholzes im umfeld meines gespannes, und während ich dann auf der wiese und im sonnenschein meine turnvater jahn übungen zelebriere hat er meinen morgensitz auf dem hänger kunstsinnig mit einem tollen kürbis bestückt, dem hänger treffsicher einen farbpunkt verpasst. ein interessanter, sympathischer mann. eine engagierte, herzliche frau. und sie suchen wieder verstärkung. und als ich nachher vorn am haupthaus vondannentreckere, steht gabriele am törchen und winkt. bin immer noch gerührt. so schnell kann berührende begegnung gehen. danke euch herzlich.

jetzt gehts nach berlin. erstmal nur mit fast sprachlosen bildern.

die erste nacht verbringe ich am rande des xtinction rebellion lagers am invalidenpark. die jungen leute bei der info zeigen sich am gespann nicht interessiert, bleiben wortkarg bis mürrischverschlossen. und sind am nächsten morgen auch schon im aufbruch. das camp ist zuende.

und die ufaFabrik möchte mich dann doch leider nicht am platz haben und so suche ich mir einen platz, wieder im öffentlichen raum, an der argentinischen allee, einer prachtvollbreiten chaussee. und stehe mitten im in wellen anbrausenden verkehr. gerahmt von prunkvollen, freistehenden villen. jedenfallls eine stilvolle umgebung.

wenn du wochenlang eher durch eher abgelegene bis eher sehr abgelegene gegenden gezockelt bist und du findest dich plötzlich auf deinem alten trecker im herzen berlins wieder, so denkst du, dich tritt das sprichwörtliche pferd. und du denkst das nicht nur. aber, wer berlin will, will auch ein stück pferd, gell. und ich hatte mir berlin ja dick auf meinem plan angekreuzt. und machte mich dann,  aus meiner wahl-wohngegend zehlendorf am bordstein der argentinischen allee, wie hildegard sagen würde: tapfer, mit meinem schild und auf einem s-bahn tagesticket auf nach mitte, stiefelte tapfer diese breiten chauseen rauf und runter und liess mich von gesprächspartnern vor tor und tag ablichten… das foto vor dem brandenburger tor zeigt rechts oberhalb meines roten tornisters eine kleine deutschlandfahne. sie wurde, tag für tag, stolz geschwenkt von einem herrn mit mittelblonde kopfseite glatt und vintagemantel halblang, coronakritischem material zufüssen und immer wieder “lasst euch nicht verarschen” den interessierten zurufend. zu ihnen gesellte auch ich mich und bot ihm, auf seine frage wasdennweniger weniger dumpfbacken an. er war dann ganz meiner ansicht.

entspannendes gabs aber auch. die berliner famielje versorgte mich mit liebevoller zuwendung und entsprechend wundervoller verköstigung, und kerstin, ebenfalls berlinerbewohnerin und mitstreiterin bei der grabow etappe der wandelreise, zeigte mir noch, rund ums “nirgendwo”, recht jung-alternatives leben. und schliesslich sollen die menschen nicht verschwiegen sein, die mein gespann am bordstein begeisterte. etwa doch einige nachbarn aus den herrschaftlichen villen, oder der redakteur von deutschlandradio, der am abend der entdeckung noch material für zwei minuten “weniger.” in sein mikrofon bekam. paul, ein sehr sympathischer mann. und nicht zuletzt  manuel, ex kölner (engelbertstrasse!) und natürlich kunstaffin, der mir riet, meine reise nach museumsdorf düppel  fortzusetzen, dieda seien doch voll auf meiner linie. ein sehr grundlegender irrtum, wie sich am sonntag zeigen sollte. hihi.

war es aber nicht. als ich die massiven zäune ringsum, das kassenhaus mit drängelgitter und die zahlreichen hinweisschilder für dies und jenes sah, war mir eigentlich klar, dass düppel und ich  auf zwei verschiedenen sternen beheimatet wärn. und so war auch der bescheid der eher misstrauischen dame im kasseundinformation bereich kurz und eindeutig. bis 18 uhr raus. dann wird abgeschlossen.