meschede: “gut möglich” – eine noch kleine kommune 24.7. -27.7.

“gut möglich” liegt weit, weit draussen und bald 600m hoch in wunderschöner landschaft, hat sehr grosszügige und schöne hofgebäude, einen feinen garten und einen grossen parkplatz. auf dem ich stehen darf für inzwischen drei tage. drei tage erstens weils schön ist hier, christian, tobi, kiki sich um mein wohlergehen bemühen und mir interessante einblicke ins kommunekonzept und -leben geben, zweitens weil der deutz mir auf der rasenden hinfahrt an rasenden abfahrten bremslich seine grenzen gezeigt hat und drittens, weil ich unbedingt auch in meschede downtown noch mit dem schild stehen musste.

der deutz hatte bremslich an manch steiler sauerlanabfahrt dem schäferwagen im nacken wenig  entgegenzusetzen und ich hatte doch das eine und andere mal sorge, das gespann wieder in den stand zu bringen. und das glück, gestern den richtigen tip und dann die tolle firma in bremke zu finden, die tatsächlich den grosstrecker stehenliessen und meinem kleinen deutz dazwischengenommen haben, verständnis hatten für die sorgen eines fahrenden wenigerpunkt. danke, johannes. die bremse wurde gereinigt, neu eingeschliffen und eingestellt, mehr war leider nicht zu tun. und zumindest bin ich jetzt um den fachlichen hinweis reicher, dass die bremse vom D4006 bekannt sch..lecht ist. muss ich also mit nun etwas verbesserter wirkung noch vorsichtiger bergab steuern.

eigentlich wollte ich heute schon weiter ziehen, aber dann hatte ich doch das gefühl, das wichtigste zu versäumen. das stehen mit meinem schild in den nahen städten, städtchen und dörfern. und die gutmöglichen hatten keine einwände, mich danoch einen tag zu beherbergen. das wetter brachte etwas regen aber ich habs riskiert und mich hinuntergestürzt ins tal der ruhr…

und hatte glück, es blieb fast trocken und sogar etwas sonne kam. und meschede hatte sich, entgegen meinen frühen erinnerungen gemausert, zum putzigen ruhrwanderort, in dem sich einheimische und natürlich gäste pudelwohlfühlen sollen. die hauptstrasse, früher enge autostrada, heute ein verkehrsberuhigtes shoppingdorado. das allerdings, alles schön aufgepflastert, das so nötige grün vermissen lässt.

es ist markttag, ich stehe fast zwei stunden zwischen den gemüse-, fisch- und gewürzewagen, habe einige gute gespräche und die frau vom demeter stand kommt und schenkt mir einen wirklich grossen und süssen apfel. aus anerkennung, sagtsie. heute die performance etwas mühsam, habe in lüdenscheid auf dem sternplatz die zwei befestigungsschrauben für den stiel liegenlassen, ich sehe noch genau, wo ich die abgelegt hatte. so muss der arm herhalten. versteht sich, dass der takt des armwechsels mit fortschreiten der zeit immer geschwinder wird.

und schliesslich gehts heimwärts, wohl wissend um den happigen anstieg, zurück nach schüren, dem heimatort der guten möglichen. der elektronische wegweiser spricht von 291 höhenmetern und ich gestehe: zweimal hab ich abgesessen zum schieben – aber nur ein kleines stück. ehrlich.

auch in der kommune “gut möglich” urlaubszeit, aber ich lerne  christian, tobi und kiki kennen. sie besuchen mich an meinem stellplatz, schaun, dass bei mir alles passt, laden mich ans lagerfeuer. ich erfahre, dass ihr grösstes anliegen ein herrschaftsfreies leben ist, untereinander und in der welt da draussen.  frei sein, gewaltfrei miteinander. und da treffen wir uns sicher, bei unserer sehnsucht nach der  freiheit, die da drinnen beginnt.
seltsame, seltsame welt (allie neumann)… finde zeit zwischendurch, wieder ein paar seiten harari aufzufrischen. er führt uns vor augen, dass wir zwar von fall zu fall in der lage sind, zu tun, was wir wünschen, niemals aber zu wollen, was wir wünschen. “als wissenschaftler im verlauf des letzten jahrhunderts die blackbox des sapiens öffneten, fanden sie dort weder eine seele, noch einen freien willen noch ein “ich”, sondern lediglich gene, hormone und nervenzellen, die den gleichen physikalischen und chemischen gesetzen gehorchen wie der rest der wirklichkeit.”(homo deus, 432). ein niederschmetterndes fazit, oder?
trotzdem fühlen wir uns frei, gelegentlich. anarchist und meditierer, wir treffen uns da. sind aber handelnd gehandelte. es gibt nichts zu tun, tun wir es. nichts zu erreichen, erreichen wirs. nichts zu verstehen, verstehen wirs. das leben, eine paradoxe angelegenheit. wer sind “wir”? wasimmer wir sind… wir müssen gut sein.
jenseits dieser hochfliegenden gedanken fühle ich mich dem anliegen von “gut möglich” sehr verbunden, danke für Eure grosse freundlichkeit…ich halte für Eure entwicklung in haus, garten, kommunikation die daumen. dass Ihr noch mehr gute leute findet, die diesen schönen, ruhigen ort weiter beleben werden. die vielen chancen nutzen… wachst und gedeihet… jaja.
und christian, dank für die schüssel mit Euren wunderbaren bohnen, die ich doch nicht kochen kann und das kostbare rote beet (sagt man so zum knollensingular?). ich weiss, wie schwer die grosszukriegen sind…