bayrische telegramme II

es gibt einige orte, an denen mein stehen mit gespann in der regel chancen hat. “kloster” steht jetzt neben “friedhof” etc. auch auf meiner liste.

wie zu erwarten war, durfte ich so präsent auf dem schulgelände nicht stehenbleiben, der randstreifen musste freibleiben für die elterntaxies, die ihre sprösslinge zum wochenende einsammeln wollten. mit dem ausdrücklichen segen eines schon gebeugten alten priors, der noch täglich den grünen kittel überzog und sich in den gewächshäusern nützlich machte, durfte ich, meist mutterseelenallein, seufz, auf einem grossen platz vor den pflanzhäusern die drei tage stehen…

im klosterstüberl, dem kloster direkt gegenüber ein sehr reges kommen und gehn zum “schnitzeltag” und zum “tag der halben ente” mit nudeln, glaub ich. beschaulicher wars im schönen “prälatengarten”…

aber, kloster hin oder her, auch hier war ich ja nicht zum vergnügen da. sondern: weil münchen nicht fern war. bis altstadt genau 25km mit einigem an steigung hin und her. als begeisterter radler nahm ichs selbstredend sportlich….

ich muss zugeben, dass mir das dichte treiben erstmal zugesetzt hat. seppelgruppen allüberall, aufgekratztes besäufnis. dazu die heimischen radler, die dem stadtfremden mountainbiker ungeduldig und rasant im nacken sassen. aber stehen auf jeden fall in münchen, dem höhepunkt der weniger.-tour süd…

mag sein, dass viele passanten das “weniger.” auf ihr dortsein bezogen, sicher lag es auch an der hohen fremdsprachendichte und einfach auch daran, dass die leute schlicht zum weltvergessen da waren und nicht zum  weltbetrachten. jedenfalls war die ansprechquote an den ersten beiden tagen nicht mit dem üblichen vergleichbar und es gab einen kleinen vorfall. eine eher unscheinbare, mittelblonde frau im schlichten sommerkleidchen kam straks auf mich zu und anstatt mich anzusprechen, wie ich erwartete, gab sie mir und meinem schild einen heftigen stoss. machte sich eilig davon, schaute aus der entfernung noch böse zurück, ich schickte ihr noch ein “arschloch” hinterher und war wieder überrascht, wie lange einen so eine doch eher kleine körperliche attacke noch beschäftigt.

der dritte tag am schloss nymphenburg brachte dann die erhoffte entspannung, geringere menschendichte vor diesem eindrucksvollen ensemble und hier doch einige interessante gespräche. eben ein kulturinteressiertes publikum. und ganz ohne geseppele.

und heutmorgen hiess es, abschied nehmen vom alten prior und vom nicht ganz so alten walter pfau. walter lebt fahrrad. der grosse schuppen voll mit rädern, 900 sollen es sein und es geht keins mehr rein. und leider auch selten eins raus. wer also interesse an gebrauchten, gut reparierten rädern hat: walter hat alles auch drumherum und macht euch einen guten preis. sicher interessant für leute in sozialen projekten…

und abends zwischenstation am fiedhof von mammenhofen…

und es ward abend und es ward morgen. ein neuer tag. bibel oder so. ein herbstkalter morgen, der deutz röchelt  aber springt nach einer umdrehung an, ich fülle die obstgemüse und cerealienvorräte auf, trödele mit lesen und teilchen essen bis zum frühen nachmittag, das gespann im sonnenschein gut positioniert, vor dem örtlichen einkaufszentrum rum, freue mich über jeden sonnenstrahl und die gespräche am wagen, die sich ergeben.

meistens treffe ich wohl eher die richtigen leute zur rechten zeit. was mein bleiben am schönen schloss blumenthal betraf, war das sicher nicht der fall. beim einfahren an vier grossen parkplätzen vorbei, hinten in den gärten seh ich leute beim umschichten der permakultur. statt hinzugehen und sie anzusprechen halte mich aber an das anscheinend vorgegebene prozedere und laufe auf der “rezeption” auf, eine junge frau per “Sie”, an meinem vortrag nur mässig interessiert, an meinen aktionsfotos nur mässig interessiert. ich könnte sicher auf parkplatz 1 stehen, da sei viel platz. die nacht für euro 10.- . ich wände ein, dass das in anderen projekten für den weniger.-aktivisten unter “solidarität” verbucht würde und sie: ich hätte mich anmelden können, dann hätten sie das entscheiden können und da könnte ja sonst jeder kommen. ich wände ein, dass ich ja nicht jeder bin, sie zuckt mit den schultern. ich sage, dass ich dann wohl weiterziehe und sie: ja, das sei dann wohl so. unpersönliche abläufe. da gab es mal ein buch.

gebe mich aber doch noch nicht ganz geschlagen, patrick, der mit einer schubkarre voller unkraut (sagt mann heute nicht mehr) vom feld kommt, verwendet sich für mich bei der gartenleiterin, irgendwie verstehe ich, dass es hotel/gastro auf der einen und “gemeinschaft” auf der anderen seite gibt, sehe ihn hinten auf dem feld mit der gartenfrau reden und sie immer wieder die hände zum himmel recken. und hinter diesem händerecken verbarg sich, wie ich schon ahnte: da kann sie auch nix machen, die parkplatzverwaltung liegt nunmal in händen der rezeption. so sind die regeln. bergfritzenhogf lässt grüssen. es lebe die professionalisierung.

lebensklugheit sagt: oft sind die wege, die im ersten moment bitter erscheinen, doch die richtigen. irgendwie, wiesoauchimmer. mache mich auf richtung augsburg, wo ich in jedem fall mit schild stehen möchte, es dunkelt schon ihinn der heide und so such ich mir einen ruhigen platz am grün und mit schöner abendsonne, an einem ort der obergriesbach-bahnhof heisst. zufall. hinter der hecke ein kinderspielplatz, auf dem es munter zugeht. und nicht weniger. munter steht es bald ums weniger. gespann, interessierte nachbarn kommen, schliesslich der grosse klaus mit grossem sohn und stefan und simone, denen die nächsten häuser hier gehören. bringen heimisches und wiesnbier und wir sind ein verkehrshindernis auf dem strässchen, andere halten an und wir haben eine schöne stunde in die dunkelheit hinein mit gesprächen ums weniger. und um land und leute überhaupt. das hat mir echt gutgetan, liebe nachbarn! am morgen in der ganzfrüh bringt mir simone noch einen heissen kaffee vorbei auf dem weg zur arbeit. und trauben von oma und tomaten aus dem garten. wow! danke! obs jetzt nur einfach menschlich war oder auch was speziell bayrisches hat, werweissdasschon.

das telegramm wird immer länger, aber morgen, morgen werde ich den freistaat in richtung BW hinter mir lassen. heute aber wars nochmal sportlich, einschliesslich der  temperaturen auf dem deutz. ich stellte mich bald auf den parkplatz des tsg friedberg und fuhr die acht kilometer, per velo und schön am lech längs,  nach augsburg rein. und fand auch das von stefan in obergriesbach erwähnte klimacamp neben dem rathaus.

hatte am schild ein sehr spannendes gespräch mit dr.oswald, einem augsburger venenspezialisten, der für die auffassung in den ring steigt, dass krampfadern ihre eigentliche entstehung der benutzung von stühlen verdanken (er benutzt keine stühle mehr), der stets barfuss unterwegs ist, weil das ursprünglich ist (barfussdoktor), einen 10l duscheimer benutzt und gleichzeitig spass dran hat, seinen alten porsche carrera auszufahren. ein mann, der dinge tut, weil er das genauso will. allen respekt.

im schweinsgalopp hihi gings dann weiter nach emersacker, einem etwas gewürfelten langen strassendorf mit einem etwas stumpfen schloss, das das rathaus beherbergt. meine herberge sollte bei krautkreisen in der schmiedgasse 6 sein, es zeigte sich aber, dass sich die alte krautkreise wg dort  zerstritten hat. but however, christiane, teil der vierer wege, die da jetzt lebt, schaffte mir umstandslos einen guten platz und zeigte mir gern, wo ich meine wasservorräte ergänzen konnte. und kam am morgen, nach dem bad im bach mit einem vollen glas  grünem smoothie, so heisst das wohl heute, für mich und dem hinweis, dass die krautkreise als krautkreise sehr wohl noch exitierten und erklärte mir den etwas verschlungenen weg dorthin.

und ich fand den abgefahrensten permakultur acker ever. ein dschungel voller üppigkeit und feldfrüchten. und den meister der kultur, martin und wir verstanden uns auf anhieb von herzen. irgendwie. wenn wir auch sicher in esoterischer hinsicht weltenweit von einander entfernt sind. ich überlegte kurz, nen tag zu bleiben und die nase tiefer reinzustecken. aber besser ist, ich komme mal wieder, für ein paar tage mehr.

und jetzt: raus aus bayern! so schöns auch war.

 

 

 

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