10.10. – 13.10. volkenroda: gute leute, gute formen, schöne tage. im kloster

ich bin erstens auch treckermässig ganz froh, die höhen des harzes hinter mir zu lassen. zweitens ist der blick ins thüringische land, tritt mann, fährt mann aus dem dunkelwald heraus, atemberaubend. welche weite, sanfte hügligkeit, fühlbare fruchtbarkeit. und buntheit der waldungen, nach den ersten kalten nächten dortoben.

und volker, den roder, hat das vor jahrhunderten wohl auch gefesselt und dazu gebracht, sich hier festzusetzen. dass ich hierhinfinde verdankt sich dem umstand, dass mein herzensfreund ketan (mit dem ich, wie mann weiss, dennoch über viele dinge grundverschiedener meinung bin), dass er mich also anrief. und ich baute meine reiseroute entsprechend, dass das kloster auf dem weg zurück ins heimische rheinland zu liegen kam.

 

thomas, der mann im roten overall, trat aus der kulisse der hohen, sauber beschnittenen buchenhecke dazu, kaum dass ich den zündschlüssel auf dem frischgeharkten parkplatz abgezogen hatte. schaute, fragte, lud den fahrenden und ketanfreund zu abendgebet und abendessen und eigentlich war schon nach ein paar minuten abgemacht, dass ich mich in diese bauwoche einklinken würde. für ein, zwei tage.

auch als nichtchrist genoss ich den grossartigen innenraum der alten kirche, machte mir gedanken über die fehlenden arme eines gekreuzigten und fühlte den zelebrationen nach in lang vergangene lebenszeit. danach im lichtleichten speisesaal und am tisch mit dem baugruppenkärtchen drauf das erste kennenlernen.

natürlich bildeten ketan und ich ein durchaus fröhliches team, das team der eher bunten hunde, so war zu hören. und der kölschen, auch natürlich. ich glaube 28 holzfüllungen mussten gebürstet, geschliffen und geölt werden, hier und da musste noch der abbeizer ran. es ging um erhalt und pflege des grandiosen kirchen-pavillons, der, 2000 auf der expo hannover gezeigt, später aufs klostergelände gekommen ist. das richtig neue zum richtig alten, ein schönes spannendes spiel, das hier am platz perfekt durchgespielt wird.

die alte und die neue kirche teilten sich die klostergemässen gebetszeremonien des morgens, des mittags und des abends. ich genoss mittags die andacht des schönen pavillons zwischen arbeit und essen.

ketan ging seiner fürnehmsten ambition nach und stellte seine steinerne fried-tafel ins zentrum des pavillons, was die klosterleitung schliesslich doch nicht so amüsierte. der stein musste wieder entfernt werden und der frustrierte künstler entfernte sich tagsdrauf gleich mit aus volkenroda. zu neuen fried-orten. wo möglich.

volkenroda, ein wertvoller ort. einerseits museal gepflegte baulichkeit, andererseits ort des verweilens für den ruhigen pilger, heimstatt für den im weltbrausen verbrannten, unterschlupf auch für den flüchtigen aus fernen ländern. und eine spiritualität, die einen nicht direkt so festlegt. wie mann will, alles zwischen dem blossen zeitrauschen der alten gemäuer und einer dezidierten jesusliebe ist im angebot. wenn fraus ökologisch will: in vieler hinsicht ein ort der nachhaltigkeit. entsprechend die feine baugruppe. ehrliches interesse, wertschätzung untereinander, konzentriertes und wohlgemutes schaffen am tage. und ruhige, tiefe gespräche beim spazieren in der fabelhaften naturschutznatur und des abends im gewölbekeller. euch allen ein sehr herzliches dankeschön!

p.s.: und natürlich lebte die baugruppe auch sehr von der stets gutgelaunten und stets umsichtigen anleitung durch rico und seine frau christine. eure chemnitzer mundart hatte ich jedenfalls noch tage und wohlgefällig im ohr. wie schön