marina von alle dörfer bleiben schickt mir eine sehr verbindliche email und ich folge ihrem rat, mich einfach gut sichtbar an einen zufahrtsweg zu stellen. ich dampfe also schon am freitag ins dorf.
irgendwie hatte ich in der zwischenzeit vergessen, wie es aus der grube dröhnt, klirrt und faucht. und auch hier wieder: dass dieses gewaltige loch mit seiner schieren grösse, mit seinen stufen und farbverläufen eine eigene ästhetik hat. ich denke lange zurück… colorado…
zeit noch für einen spaziergang durchs dorf der besetzer, ihren abenteuerspielplatz. ketan lässt grüssen. ich mag diese art zu bauen und auch zu leben, durchaus. wenn fröhlichkeit dabei ist. die mahnwache kaum besetzt und so zieh ich mich bald in meinen wagen zurück und esse brote mit käse und erdnussbutter. lese harari homo deus die tägliche portion und zum nachtisch noch in crossroads von jonathan franzen, was mir nach 524 seiten ein stück abendliche heimat geworden ist. in der nacht gepolter und stimmen um den wagen, junge leute leuchten mit ihren lampen die worte auf dem hänger aus. als ich rauskomme schaun sie kurz und haun ab.
wie schön ist es, morgens die schlagläden am wagen zu öffnen, wenn die sonne scheint. den spirituskocher anzuschmeissen, den ersten kaffee zu machen. und wohlverpackt auf dem balkon in die sonne zu blinzeln. aufzuwärmen.
ein morgen mit vielen schönen und interessanten gesprächen am wagen. krazy, die sängerin erzählt ganz begeistert, dass ich in köln auf der schildergasse mit schild durchs bild gelaufen bin, just als sie mit einem team einen dreh zum thema hatte. eine himmlische fügung. später schenkt sie mir noch ihre neueste cd. da
und komme dann auch bald zum kern der geschichte. während krazy auf der bühne ihren gig macht, die üblichen redebeiträge abgespult werden, sich zwischen 1000(obrigkeit) und 2200(veranstalter) leute versammeln, mache ich mich auf zur kante und zeige der grube, wos langgeht. geduldet von der ordnungsmacht und von handyhaltern gern als postkartenmotiv genommen.
ich stehe so meine anderthalb stunden still und da ist dann die demo dabei, die runde ums dorf zu beginnen. hildegard ist inzwischen auch eingetroffen. wir machen eine mittagspause am wagen, lassen den zug vorbeiflanieren, die müslischale in der hand und freundliche fragen beantwortend, lob und ermunterungen huldvoll geniessend. schliesslich ist die frage, ob ich noch eine nacht bei den vermummten verbringe. es gab böse blicke, freundliche blicke und sogar zwei freundliche ansprachen von freundlichen abenteuerplatzbewohnern. andererseites gab es die leute in der nacht und hildegard hat gehört, dass sich vermummte über den raussschmiss vom april unterhalten haben. ich spreche m. aus jena drauf an, einen von den freundlichen abenteurern, der gerade vorbeischlendert. aber nichts genaues weiss mann nicht. nur soviel, dasses am eingang gerangel gegeben hat mit leuten, die sich nicht von ihren parteifahnen trennen wollten. so fahr ich denn lieber los gen köln, in die nacht hinein, was der alte deutz auch lichtmässig erstaunlich gut meistert. und das wird ja auch sicher nicht unsere letzte tour nach lützerath gewesen sein.
mn