dies ist eine alte geschichte vom april des jahres. die ich hier wieder aufwärmen möchte, nachdem ich sie im juli stillgelegt hatte, damals des lieben friedens willen. von meinem 3 monats-tripp zurück stelle ich sie nun wieder ein. aus solidarität mit gerd schinkel, dem wunderbaren singersongwriter, der seit jahren den braunkohlewiderstand begleitet und von woken lütziaktivisten – völlig absurd und aus der luftgegriffen- als “antisemit” beschimpft und ausgegrenzt wird. was nichtselbstdenkende gruppen ihrereseits nutzen, den sänger mit “auftrittsverbot” zu belegen. und das alles unverändert seit monaten nun. gerd hat ein lied gemacht “kapitel 1-5”, das die vorgänge beschreibt. unbedingt anhören. für mich ist klar, dass es ohne die baumhausaktivisten den hambi erfolg nicht gegeben hätte und dass lützerath längst abgerissen wäre. was aber auch diese leute nicht berechtigt, sich von “interlektueller redlichkeit” (thomas metzinger) zu verabschieden, die solidarität der bewegung zu brechen und leute, die ihnen irgendwie nicht in den kram passen, mit kruden geschichten zu drangsalieren. pfui! ihr seid nicht die einzigen und wahren held:innen. bleibt bescheiden, intellektuell redlich und vor allem: nicht übergriffig sondern solidarisch!
vier stunden brauchen wir am freitag mit dem deutzgespann nach lützerath. die ordnungsmacht hat die zufahrtstrassen für fahrzeuge blockiert aber mithilfe kundiger finden wir auf feldwegen ins kaputte dorf hinein. wärmen hildegards fabelhafte suppe und verbringen eine ruhige nacht an der alten traktorenhalle. und samstag früh auf den weg richtung immerath, um das mitfahren im demozug mit der versammlungsleitung abzuklären. ivo und anna kommen bald auf uns zu und haben nichts dagegen, dass wir uns hinten, hinter den grossen trecker von eckhard, dranhängen. ivo kennt mein gespann schon von der kölner fff demo im september.
ganz allmählich füllt sich die grosse kreuzung, wo`s losgehen soll, wir haben einen fabelhaften platz, alle müssen an uns vorbei. werden ohne ende fotografiert und gefilmt und in gespräche übers weniger. verwickelt. auch zwei schwarz vermummte, frau und mann mitte zwanzig, soweit sie das erkennen kann, verwickeln hildegard in ein gespräch, frau sucht nach dem wort “impfen”. ich sitze derweil vorn rittlings auf dem deutzkühler und lasse mich so auch gern ablichten im sonnenschein. hildegard fragt mich also. ich sage, “impfen” steht auf dem gespann nirgendwo. hildegard erklärts den beiden. und dass wir beide selstverständlich lange dreifach geimpft sind. möglicherweise sind sie enttäuscht, dass das jetzt gerade nicht draufsteht. wer kann schon in die herzen vermummter schaun, wenn man noch nicht mal ihr gesicht sehen darf… sie schieben andere fragen nach. über “dicke” ist frau unglücklich, selbst dick, sagt sie. was hildegard nicht finden kann und erklärt, sieselbst hätte kein problem damit, “dünn” gerufen zu werden. noch weniger. “genderstalinismus” und weniger. “triggerwarnungen” stossen den schwarzen auf. sie machen dann ab. aber hildegard sieht sie später noch ein paarmal suchend ums gespann streichen.
deutlich weniger als die erhofften viertausend sammeln sich schliesslich an der kreuzung. auch ein erstaunlich grosser haufen schwarzvermummte, die, mithilfe ihrer grossen banner rundum, den typischen block bilden, die roten und antifa fahnen etc. hoch über den schwarzen köpfen. demo zieht los und wir sind für unseren baldigen einsatz bereit, als die versammlungsleitung, diesmal strammen schrittes, wieder auf mich zukommt, eskortiert von drei jungen menschen in strassenkehrer:innenorange(hihi), mit tesakrepp die namen auf die brust gepappt. es hätte sich was wesentliches verändert, teilt ivo mit. es hätten sich “menschen” durch worte auf unserem gespann verletzt gefühlt und wir hätten jetzt zwei möglichkeiten: abhauen oder doch mitfahren, dannaber müssten wir zulassen, dass diese verletzten menschen kämen und mit ihren schwarzen markern die inkriminierten worte schwärzten. die inkriminierten worte nennt er nicht, auch sagt er nicht, wieviele es jetzt wohl geworden sein könnten. ich bin natürlich vom donner gerührt fassungslos, sage, meinen wagen macht Ihr nicht kaputt und wills besprechen. ivo bescheidet mich brüsk: diskutiert wird das nicht. bevor sie davonstiefeln bedankt er sich bei den strassenkehrer:innen recht artig für den guten und so hilfreichen einsatz. ich vermute, ein jugendlicher awarenesstrupp, wie ich ihn schon von anderen fff demos kenne. wenn jemand sich nicht wohl oder verletzt fühlt, wenn tempos fehlen oder der weg zur toilette gesucht wird. fragen Sie unsere helfer:innen in den roten oder gern auch lila wämsen. die schmeissen auch störenfriede dann raus.
viele leute sind irritiert, wenn sie weniger. “käsekuchen” auf dem gespann entdecken. verstehen den spass aber meist schnell. und natürlich weiss ich, dass man über vieles, was ich gern weniger. hätte, ganz unterschiedlicher meinung sein kann. ganz normal. aber ich sehe mein weniger. als anregung, diskussionsstoff. “dicke” steht auf dem hänger, weil heute weit mehr menschen an fettleibigkeit sterben als verhungern, tendenz steigend. was ich für bizarr halte. genderstalinismuns kommt mir in den sinn, wenn frau reker es in köln ohne weiteres durchsetzt, dass ich auf städtischer post mit “sehr geehrte*r Bürger*in” angesprochen werde, für mich ein nicht minder bizarres wortgestückel; wenn leute, die das generische maskulinum verwenden ausgegrenzt, fertiggemacht werden. undsoweiter. triggerwarnungen finde ich persönlich oft nicht weniger. bizarr. “gut” und “böse” ist im menschen, ist in der literatur, in filmen, in aller kunst usw. abgebildet und die menschliche ambivalenz verschwindet nicht dadurch, dass ich vor der lektüre von “hamlet” triggerwarne. wir müssen hamlet aushalten können.
so, jetzt schon genug der rechtfertigung. es scheint jedenfalls, dass die abgeschiedenheit der baumhäuser im hambacher forst wie in lützerath ein fruchtbarer nährboden für die linke wokeness ist. dazu passt meine erfahrung vom september 20 (siehe meinen beitrag unten:”wider die sprachverdächtiger, sprachsäuberer und dauererregten”, 2.9.2020), dazu passen die vorfälle um den wunderbaren barden schinkel, dazu passt die erzählung u.a. eines waldbewohners am samstag, der wegen “antisemitismus” an einer schlägerei geradeso vorbeigeschrammt ist. dass fff jetzt auch gegen wenigerpunkt die hand zur disziplinierung reicht ist beschämend. unvergessen noch die sache mit ronja maltzahn, der sängerin mit den dreadlocks. leute, wenn Ihr schon das bischen freiheit nicht ertragt… wird sogar das klima unser kleineres problem sein.
puh. was eine lange geschichte. zum schluss aber doch noch eine empfehlung… ich empfehle das gespräch zwischen richard david precht und svenja flasspöhler und zwar aufs heftigste. hihi. in der zdf mediathek, titel: “sensibilisieren wir uns zu tode?” zwei sätze nur: rdp:”wenn wir uns immer weiter … hypersensibilisieren … könnten (wir) zu einer gemeinschaft kommen, in der das gemeinsame immer mehr verlorengeht” und sf, in einem etwas anderen zusammenhang: “…boykottbewegungen, das lässt gesellschaften letzten endes auseinanderdriften. viel wichtiger wäre es doch, dass wir alle ermächtigen, zu partizipieren.”