weit, weit weg

(hubert von goisern und die alpinkatzen, 1992). ja also, jedenfalls zara weit weg. mediamarkt weit weg. snipes weit weg. undsoweiter. fürs jungvolk heute. als ich aus dem tunnel auf die schildergasse auflaufe glaube ich, mich tritt das sprichwörtliche pferd. hatte einen durchwachsenen auftrieb erwartet, freitag mittags sind sie immer im discounter. fürs wochenende. nochmal richtig auffüllen. dabei hab ich alter mensch einfach vergessen, dass heut ja black friday ist. wie ich finde, ein tiefschwarzer freitag. für weniger. jedenfalls. hihi.

diese blackfridaykiste ist ja noch nicht so lange übergeschwappt übern teich. entsprechend viel jungvolk unterwegs. jungsgruppen, mädelsgruppen und heute alle artig mit mundnaseschutz, sozusagen als ob mundnase geschützt werden müssten. geschütztes, ruhiges anstellen in fünfzig oder hundertmeterschlangen.
however. meinem kioskmann gehts nicht gut. hat heute wieder keine zeitungen gekriegt, ich also zum rewe am barbarossaplatz, tatsächlich inzwischen die nächste möglichkeit für zeitung. ein laden, wos mich sonst nie reinweht. aber auch auf mich hat er seine beglückende wirkung. was eine pracht von angebot, blankgeputzte äpfel, exotische fische, extravagante gewürze, von allem alles. und warm belichtet. ein rechtes paradies. greifzu. alles für dich, alles sonah. aber für mich gibts trotzdem nur die zeitungen. zara ist da auf seine weise nicht anders. und mediamarkt und apple natürlich. undsoweiter. und warum sollte mannfrau das paradies nicht lieben. warum sollte fraumann drübernachdenken, wenns überall so is, und unbestritten. und zu coronazeiten. die ganzganz gute tat sogar. pfadfindermässig.
samstag. an tagen wie diesen (fettes brot, 2004) wäre vieles andere besser gewesen. heute merke ich, wie begrenzt doch meine talente als rufer in der wüste sind. heute der blödeste weniger. tag ever. ganz wenig zustimmung, ganz viel ablehnung und viel gepöbel, geraune, gequatsche.

viel jungmännerclubs in bewegung, denen in der regel nicht mehr als ein mehr! als antwort aufs schild einfällt. aber das sehr regelmässig. die schlangen heute kürzer, bershko noch, auch so ein junger klamottenshop. und vor den fressbuden versammlungen, die die ordnungsmacht gern auseinandersortiert. der offenen münder wegen. überhaupt viel uniformierte on the road, vermutlich eine antwort auf donnerstag. ein kleiner trupp ordnungsmenschen war von maskenweigerern gehauen und von einer menge zuschauer bedroht worden. richtig frohe vorweihnachten also. ich mache mir gedanken, die ich mir ja eigentlich nicht machen sollte. aber dass die kölner topeinkaufsmeile so auf dauer überleben wird scheint mir unwahrscheinlich, dass es hier gelingen wird, die stimmung postpestig wieder einzufangen, die vorsichtigen aus dem internet zurückzuholen. ich lese, dass überhaupt nur 43% sagen, ihr weihnachtszeug analog zu kaufen beim stationären händler noch. diesjahr.
zur entspannung noch ein halbes stündchen auf der luftigen domplatte. der plan. die leute hier eher domschaulustig. aber die fähnchenmaler nebenan kriegen ein problem, irgendwer zettelt was an, irgendwer landet auf dem pflaster. palaver, ordnungsmacht und mir reichts jetzt. pflüge noch durch die menge zum neumarkt zurück. ein wenigerpunktschild. flüchtig. und verschwinde wieder in den katakomben.

an der grossen strasse wenigerflagge zeigen, beim kölner az,  scheint eine himmlische alternative. kein mensch, nur stetiges rauschen der einfallenden blechkisten. und ab und an ein radler mit einem verständigen grinsen vorbei. und ab und zu ein fischbrötchen.