ein ziemlich verkackter zugang

zum bürgerzentrum nippes, dem altenberger hof. ich such mir eine stelle, die mir irgendwie jungfräulich erscheint und lege gemächlich wenigerpunkt #34 nieder. was ein glück, die sonne scheint noch sommerlich, gut fürs pigment und für die alten knochen hihi. ruhig stetiges treiben um den alten hof, die frühen vögel schon zum podium verkehrskonzept.

hab das gelbe tretauto ein paar häuser weiter in die minilücke eingefädelt, weniger. geht. gut. entspannt. mann findet immer noch restplätze. sammle mein zeug wieder ein als die farbe trocknet und stapfe zum gelben, einen teil der last ablegen. doch ein gebrüll im rücken,  was soll denn die schmiererei. das ist neu. zu aggress kommt mir immer automatisch die sprache der einfachen leute hihi, das kölnische idiom. watt ess dir dann. das duett wiederholt sich. dann. ruhe. ich gehe auf posten mitten im sonnigschönen hof, geniesse mit schild mal wieder frei und still stehn. doch löst sich der alte von gegenüber aus seinem sicheren eingang. hin zu #34. hat irgendetwas in den fäusten. so laut noch der betagte. ich also zu ihm vor, dem vandalismus die stirn. viertagebärtig  ist er, was bei alten männern gern etwas unbehütet aussieht. lamentiert. zeigt auf das rote graffito ein paar häuser weiter an der schönen backsteinwand. sage würde ich nie. fünf regen ismeins wech, wenns denn nochmal regnet. und dass wenigerpunkt zukunft. ist. er trollt sich. milder wohl. zurück in seinen aussichtsposten.

heute beissen sie nur mässig, die leute. scheinen genug beschäftigt, den platz in der coronaschlange zu halten. doch eine freundschaft. der alte von gegenüber kommt. zutraulich jetzt. hat nachgedacht. sagt: sie stellen aber hohe ansprüche. weniger. nur. wer versteht das. und seniorenplausch. 83 ist er. seine töchter. bürgerzentrum statt reichenhof, so schön. und wie mann damals mit sprayern umgesprungen wär. und erfolg wünscht er mir. reden miteinander verändert die welt. danke, alter mann.

 

gespannt natürlich auf die hauptakteure,  unsere oberbürgermeisterin henriette reker, parteilos getragen von grünen und schwarzen wie zuletzt und andreas kossiski sozialdemokrat und herausforderer, wie es heisst. doch sind heute 61% für sie und nur 20 für ihn. und ich glaube ich ahne, wieso das so ist.
eine viertelstunde vor beginn, ein roter speckiger ford rollt auf den hof, sicher auch nur hybrid aber e-nummernschild. vier männer raus, darunter der kandidat, ein fleischiger (lieblingswort!) roter mit einem passend roten auto. von der heimischen arbeiterklasse fabriziert. der fotograf mit dem fetten tele baumeln. beflissen dabei. kein auge für weniger. nicht blick, nicht foto, nicht wort. nickes. von niemand.
als es auf die vier zugeht ist es ruhig geworden im hof, die leute sind schon rein und ich erwarte sekündlich den schwarzen dienstwagen hereinrauschen. und dann kommen zwei schmale gestalten heran, legen unterm torbogen  die masken an. klemmbrett und lose papiere in den händen und sie ist es, hr, eine zierliche dame, auch hinter ihrer maske erkennbar, wie geschlaucht sie ist. hat ihren sehr jungen, ja, sehr schmalen assistenten dabei, modell aschenbach, tod in venedig.
treffen ein. völlig unbeachtet. biegen noch zu mir ab, ein paar takte von mir, sie sagt, etwas hilflos, ja, wir müssten alle wieder mehr aufeinander achten. nett. nahbar. danke. frau reker.