ein sonniger mittag

am rathaus. in der spiegel wieder so eine herablassende unterstellung in richtung weniger aktivisten, mit einschränkung beim einzelmenschen könne man doch die welt nicht retten. als ob das irgendein vernunftbegabtes behaupten würde. ohne wirtschaft, ohne politik wirds nicht gelingen. und welt retten is sowieso nicht. die rettet sich selbst. oder nicht. und also steh ich am rathaus, zur konstituierenden sitzung des neuen stadtrats, der  tatsächlich tagt. die politik beeinflussen. um 100 stadträten wenigerpunkt vorhalten, dachte ich.
bin extra früh, halb eins. auf der domplatte hat sonnenschein den ersten herbstnebel vertrieben. das rathaus kaum zugänglich, rundum baustelle. wir sind zu zweit. wenigerpunkt und die feinen, freundlichen und schwarzgewandeten menschen, die frieden in ihrer heimat berg karabach anmahnen. später kommt ihr pope dazu. ein stiller mann mit einem dunklen talar und einem grossen kreuz vor der brust. und handy in der hand. und bärtig halt.

die serviceleute haben den grossen eingang des spanischen baus, den zum grossen platz hin, geschlossen und so müssten die ratsdamen und ratsherren über dies plätzchen, rückseitig, dem alten rathaus gegenüber,  kommen. zunächst aber räumt uns ein etwas mürrischer hauptkommissar auch noch vom plätzchen ab, weniger und bergkarabach dürfen nur noch ganz am rand stehn, alles muss frei bleiben. fürwasauchimmer. mir ist das zu blöd und ich stell mich, ein stück vor,  an den kopf der hohlen gasse, durch die sie kommen müssen.

kommen müssten. ich zähle zehn passanten, die als ratsmenschen, durchgehen können. von denen sind 6 augen geradeaus nicht rechts nicht links schaun, wichtige ratsmitglieder. ein jüngerer mit schickem, jungem blauen anzug, offen getragen und wie manns heute hat, ohne schlips. aber ein regenbogenfarbenes schlüsselband und noch irgendwo was regenbogiges. magsein ein tuch. grüne fraktion vielleicht. schwule fraktion. oder beides. mhm. vielleicht auch was ganz anderes. ich sag ihm ein schick!, er schaut irritiert. ein etwas fülliger radler schaut, fragezeichen im blick aber keine frage. und noch einer, hinter seiner maske. und dann  aber ein sicherer, grünes mundnaseding mit bündnis 90 drauf und, sehr putzig, bayrische wanderhalbschuh mit krass grasgrünen schnürbändern. der fragt, ich sags ihm. no less, no future. zwischendrin einer von der bildzeitung, sagter, ein foto, und ja, ich steh hier für die ratsmitglieder. aber wie es scheint, haben die sich schon früher in den fraktionen versammelt. und wenigerpunkt und bergkarabach waren zu spät.

ballonfliegen als abschluss für begkarabach. am rand drei junge noch mit einem grünen klima jetzt banner oder so. ich noch ein bischen allein in der platzmitte, luft rundum, wenigerpunkt wirkenlassen, und wenn nur für mich. mach mich auf über hohe strasse und schildergassse, die alte treckerpassage zufuss heut. ein paar aufmunternde worte, gesten. und sonnenschein. eine gute zeit wieder. und immer anders als gedacht.